Academia Petrina (1775-1795?1806)
Entitätstyp: Organisation
Haupteintrag
Bezeichnungen
- 1775 Academia Petrina
- 1795 Gymnasium academicum (so mehrfach im DBBL)
- 1798 Mitausches Petrinum [Link]
- 1804 Gymnasium illustre (DBBL, S. 153 bei Cruse)
- 1806 Gymnasium illustre 2. October 1806 bis 20. Januar 1838 (Dannenberg)
- 1838 Gouvernements-Gymnasium (Dannenberg)
Vorgeschichte unter Herzog Peter
1772 Ankündigung d. Herzogs Peter, daß er in Mitau ein akademisches Gymnasium auf eigene Kosten zu stiften beabsichtige;Meyer: "Prof. Johann Nikolaus Tiling sagt in seiner Rede am Einweihungstage der Akademie, daß Herzog Peter schon als Prinz diese Gründung beschlossen und darauf diesen Gedanken im Laufe von vielen Jahren überdacht und geprüft habe."
R/N über Friedrich Wilhelm v. Raison: "Vorzüglichen Dank aber ist ihm die ganze Provinz schuldig für den wirksamen Antheil, den er an der Stiftung des mitauschen Gymnasiums nahm. Er war es eigentlich, der den Herzog Peter zu derselben bewog; er war es, der mit Sulzern die Korrespondenz wegen des zu entwerfenden Plans und wegen Berufung der ersten Lehrer führte, der die Bücher für die Bibliothek und die Instrumente für die Sternwarte verschrieb; so wie er auch bis an seinen Tod an der Vervollkommnung des Instituts ununterbrochen Theil genommen hat."
1775-1806 - Erste Periode
1775-06-08 gestiftet. Dannenberg: "In der ersten Periode vom Jahre 1775 bis zum 2. Oktober 1806 verwaltete das Gymnasium academicum sich selbst."Nach 1795 Versuche der Errichtung einer Landesuniversität in Mitau
A. v. Gernet 1902: "Als darauf bekannt wurde, daß die Kaiserin Katharina II. die Absicht habe, für die neugewonnene Provinz Kurland eine Universität zu gründen, beschloß die livländische Ritterschaft im Jahre 1795, zunächst von einer Ausführung des vor 3 Jahren gefaßten Beschlusses abzusehen und mit der Regierung in der Universitätsfrage in Relation zu treten. Am 6. November 1796 starb Katharina II. und Kaiser Paul bestieg den Thron.""Am 10. October 1798 begannen in Mitau die Sitzungen des mit der Gründung der Landesuniversität betrauten Comités, in welchem die Ritterschaft von Oesel nicht, wohl aber diejenige des Piltenschen Kreises vertreten war. Über die Wahl des Ortes für die Universität hat man sich nicht einigen können. Sollte in Grundlage der Capitulation von 1710 an die schwedische Gründung angeknüpft werden, so kam in erster Linie Pernau und in zweiter Dorpat in Betracht, sollte aber aus bestehenden Verhältnissen aufgebaut werden, so war die Wahl von Mitau zu empfehlen, wo seit 1775 das akademische "Gymnasium illustre" bestand. Die Vertreter der livländischen Ritterschaft brachten Dorpat in Vorschlag, die Kurländer Mitau; die Estländer waren für Pernau oder Weißenstein, schlossen sich aber schließlich den Livländern an. Zu einer Einigung kam es nicht und das Comité beschloß beide Städte, Dorpat und Mitau, dem Kaiser zur Auswahl vorzustellen"
"Da erging am 25. December 1800 ein Namentlicher Ukas an den Senat, durch welchen befohlen wurde, die Universität in Mitau zu gründen, indem das dortige akademische Gymnasium zur Universität umgestaltet werden sollte. Das war ein glänzender Sieg der Kurländer, die von vornherein für Mitau plädirt hatten und nun wohl durch ihre einflußreichen Gönner in der Residenz mit Erfolg auf den Kaiser eingewirkt hatten. Die Commission siedelte jetzt nach Mitau über und nahm dort ihre Arbeiten auf. Da starb am 12. März 1801 Kaiser Paul, Alexander I. bestieg den Thron und am 12. April 1801 erging ein Namentlicher Ukas an den dirigierenden Senat, durch welchen der Kaiser befahl, die Universität in Dorpat zu gründen."
1806-1836 - Zweite Periode
Dannenberg: "Die zweite Periode beginnt mit dem 2. October 1806, an welchem Tage der Gouvernements-Schul-Director an die Spitze des Gymnasiums trat und eine neue Verfassung, die sogenannten Modificationen, eingeführt wurde. Von nun ab trug die Anstalt den Namen Gymnasium illustre. Die oberste Leitung ruhte seitdem in den Händen der Schul-Commission der Universität Dorpat, welcher zwar schon am 24. Januar 1803 alle Schulen der Gouvernements Liv-, Est- und Kurland, sowie Finnlands, das Gymnasium zu Mitau noch ausdrücklich am 7. März desselben Jahres untergeordnet waren, die aber erst mit jenem Tage dem Gymnasium gegenüber in ihre vollen Rechte trat. Die Periode schliesst mit dem 31. December 1836, dem Tage der Aufhebung der Schul-Commission, doch blieb der Name Gymnasium illustre der Anstalt noch bis zum 20. Januar 1838. Auch diese Periode gliedert sich in zwei fast gleiche Hälften durch die Einführung des neuen Schul-Statuts vom 4. Juni 1820 und durch die Erweiterung der Anstalt von drei auf fünf Klassen, welche Massregel jedoch erst zu Anfang des Jahres 1821 durchgeführt wurde."Personen
Johann Heinrich Kant | 1774–1781, Rektor |
Johann Melchior Beseke | 1774 Rechtsgelehrsamkeit |
Johann Benjamin Koppe | 1775, griechische Sprache |
Johann August von Starck | 1777–1781 Philosophie |
Wilhelm Gottlieb Friedrich Beitler | 1774?5–1811 Mathematik |
Johann Jacob Ferber | 1774- Physik und Naturgeschichte |
Johann Georg Eisen von Schwarzenberg | 1776–1777 |
Heinrich Friedrich Jäger | 1775–1789 |
Johann Nicolaus Tiling | 1774–1798 |
Johann Gabriel Schwemschuch | 1775–1798 |
Matthias Friedrich Watson | |
Johann Gottlieb von Groschke | 1788- Naturgeschichte und Chemie |
Nachweise
R/N 3, 463 (b. F. W. v. Raison); im DBBL nach 1795: Ockel, Peter v. (1780-1858) "1796 stud. jur. an d. Acad. Petrina";
- Johann Georg Sulzer: Entwurf der Einrichtung des von Sr. Hochfürstlichen Durchlaucht dem Herzoge von Curland in Mitau neugestifteten Gymnasii Academici. 1773/1774.
- Die im Jahre 1802 eröffnete Universität Dorpat und die Wandlungen in ihrer Verfassung, Ein Gedenkblatt zum 21. April 1902, A. von Gernet, Reval 1902, Verlag von Franz Kluge
- , Karl Dannenberg: Zur Geschichte und Statistik des Gymnasiums zu Mitau : Festschrift zur Säcularfeier des Gymnasiums am 17. Juni 1875.
- William Meyer: Die Gründungsgeschichte der Academia Petrina in Mitau, in Sitzungsberichte der Kurzemer (Kurländischen) Ges. f. Lit. u. Kunst und Jahresberichte d. Kurzemer (Kurländischen) Provinzialmuseums in Jelgava (Mitau) aus den Jahren 1935/1936, S. 35-168 [Link];
- R. Seeberg- Elverfeldt: die "Academia Petrina". In: Baltische Monatshefte 1937, S. 417-423 (mit Literaturanaben).
- Jānis Stradiņš, Heinrihs Strods: Jelgavas Pētera akadēmija. Latvijas pirmās augstskolas likteņgaitas. Zinātne, Riga 1975.
- Heinz Ischreyt in: Jahrbuch 1977, 52 ff. (zu Stradiņš/Strods)
- Richard von Kymmel: Die Academia Petrina. Jahrbuch 2011, 42-50